Gesplittete Abwassergebühr:

Flyer

Informationsbroschüre

Der ,,Kreislauf des Wassers" ist einer der elementaren Vorgänge, die das Leben auf unserer Erde bedingen.

Die Kläranlage Urbanstobel, welche die Abwässer der Gemeinde Horgenzell reinigt, leistet einen wertvollen Beitrag, um der bedrohlichen Verschmutzung der Gewässer -  und auch der Meere - entgegenzuwirken. Dieser Beitrag muss durchaus vor dem Hintergrund des gesamten Wasserkreislaufs gesehen werden. So, wie es nicht möglich sein wird, das Leben auf der Erde zu erhalten, wenn nicht jeder Einzelne lernt, verantwortungsbewusster mit der Natur umzugehen.

Die Sorge um die Erhaltung unserer Umwelt bewegt in heutiger Zeit die Bevölkerung in außerordentlichem Maße. Es ist notwendig, die äußeren Umstände für unseren Naturhaushalt zu verbessern. Wir haben eine große Verantwortung für saubere Bäche und Flüsse, aber auch für die Reinhaltung des Grundwassers. Durch ungeregelte Abwasserbeseitigung wurde die Qualität unserer Vorfluter stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Gemeinde Horgenzell hat in den letzten Jahren große Anstrengungen unternommen, eine geregelte Abwasserbeseitigung zu schaffen, die es ermöglicht, den großen Teil der Gemeinde abwassertechnisch zu erschließen. Wenn man sich verdeutlicht, dass die Gemeinde Horgenzell 81 Teilorte hat, die sich auf eine Fläche von 5.614 ha verteilen, ist erkennbar, mit welchen technischen und finanziellen Problemen die Gemeinde konfrontiert war.

Durch ein Urteil des Verwaltungsgerichtshofes Baden-Württemberg vom 11. März 2010 (siehe rechts) wurden die Städte und Gemeinden in Baden-Württemberg verpflichtet, das bisher gewohnte und allgemein verbreitete System der einheitlichen Abwassergebühr nach dem sogenannten „Frischwasser-Maßstab“ aufzugeben. Rückwirkend zum 01.01.2010 ist die Abwassergebühr in eine Schmutzwasser- und eine Niederschlagswassergebühr aufzuteilen.

Die zukünftige Schmutzwassergebühr richtet sich wie bisher nach dem Verbrauch an Frisch- bzw. Trinkwasser.
Die Höhe der Niederschlagswassergebühr berechnet sich aus dem Anteil der befestigten (bebauten oder versiegelten) Flächen, von denen Oberflächenwasser in die öffentlichen Abwasseranlagen (Schmutzwasserkanal, Regenwasserkanal, Kläranlage, Retentionsbecken) gelangt und somit Kosten verursacht. Der Anteil der befestigten Fläche wiederum setzt sich aus der Größe der einleitenden Fläche sowie dem Versiegelungsgrad der Oberfläche zusammen. Je größer die versiegelte Fläche, umso mehr Wasser gelangt in den Kanal, und umso höher wird die Gebühr.
Die Gemeinde Horgenzell hat zusammen mit den Gemeinden Baindt, Berg, Fronreute und Wolpertswende eine einheitliche Vorgehensweise und Umsetzung der neuen Rechtslage vereinbart. Dieser hat der Gemeinderat in seiner Sitzung vom 09.11.2010 zugestimmt.
Zur Ermittlung der versiegelten Flächen aller Grundstücke, die ihr Niederschlagswasser in die öffentliche Abwasserbeseitigung einleiten, wurde das sogenannte Selbstauskunftsverfahren gewählt. Dieses Verfahren beruht darauf, dass der Gebührenschuldner bzw. der Grundstückseigentümer im Rahmen einer Benachrichtigung durch die Gemeindeverwaltung die tatsächlich angeschlossenen und versiegelten Flächen zunächst selbst ermittelt und diese der Verwaltung übermittelt. Die Benachrichtigung der Grundstückseigentümer erfolgt im Nachgang der Prüfung der Bauanträge.

Weitere Informationen können Sie dem Flyer oder der Informationsbroschüre entnehmen, die auf der rechten Seite zum Herunterladen zur Verfügung stehen. Gerne stehen Ihnen bei Fragen auch die Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung zur Verfügung.

Ihre Gemeindeverwaltung

 

 

Zwischenbilanz

Die Sammelkläranlage in Urbanstobel wurde nach zweijähriger Bauzeit fertig gestellt und ist seit Herbst 1986 in Betrieb, die Sammelkläranlage Haslachmühle seit 1980. Damit konnte schon vor Jahren die jahrzehnte lange Phase der Planung und des Bauens von Ortskanalisationen, Zuleitungssammlern, Stauraumkanälen, Regenüberlaufbecken und der beiden Sammelkläranlagen in Haslachmühle und Urbanstobel mit einem Anschlussgrad der Gesamtgemeinde von ca. 98,5 % abgeschlossen werden.89,05 km Abwasserleitungen

An der Kläranlage Urbanstobel sind alle Teilorte angeschlossen, die südlich von Horgenzell liegen einschließlich Nehmetsweiler, jedoch ohne Schmalzhafen und Weiherhof.
An der Kläranlage Haslachmühle sind alle Teilorte der Ortschaften Hasenweiler und Zogenweiler angeschlossen außer Einhalden, Gattenhof, Reishof und Oberschoren. Die Teilorte Fenkenmühle, Klitzistobel, Adelmühle, Unterschoren und Neuschoren sind an der Kläranlage Fronhofen angeschlossen.


Beschreibung der Kläranlage Urbanstobel

Einwohnerzahlen:
Wolketsweiler und Teilorte 1.511 Einwohner
Kappel und Teilorte 740 Einwohner
gesamt: 2.251 Einwohner

Ausbaugröße der Kläranlage

Einwohner und Einwohnergleichwerte: 2.800

Zulauf bei Trockenwetter: bis ca. 12,5 L/s (häusl. Abwasser)

Zulauf bei Regenwetter: ca. 30,8 L/s (Mischwasser)

Organische Fracht: 210 Kg BSB/Tag (biochemischer Sauerstoffbedarf)

Stickstoff-Fracht: 25 Kg N/Tag

Abbauleistungen: 95% der org. Schmutzfracht / 68 % der Stickstoff-Fracht

Lage der Kläranlage: Gewann Urbanstobel / Teilort Kappel / Gemeinde Horgenzell

Baubeginn -  Fertigstellung: September 1984 - September 1986

 

Beschreibung der Kläranlage Haslachmühle:

Die Sammelkläranlage Haslachmühle wird gemeinsam mit der Gemeinde Wilhelmsdorf im Rahmen des Abwasserzweckverbandes Obere Rotach betrieben. Die Kläranlage wurde in den Jahren 2002 bis 2005 umgebaut, auf 13.400 Einwohnerwerte erweitert und auf den heutigen Stand der Technik modernisiert.


Betreiber:      
Abwasserzweckverband Obere Rotach
(Sitz Gemeinde Wilhelmsdorf)

Einwohnerzahlen:    
Hasenweiler und Teilorte          964
Zogenweiler und Teilorte       1.117

Ausbaugröße seit 2005:    13.400 Einwohner

 

Die Kläranlage Haslachmühle wird von den Gemeinden Horgenzell und Wilhelmsdorf im gemeinsamen Abwasserzweckverband Obere Rotach seit nahezu 25 Jahren erfolgreich betrieben. Im Hinblick auf die 2005 auslaufende wasserrechtliche Erlaubnis wurden seit einigen Jahren rechtzeitig Überlegungen zur Modernisierung der Kläranlage angestellt.  Ziel war es, eine neue langfristige wasserrechtliche Erlaubnis für die kommenden Jahre zu erlangen. In einer 2001 gefertigten Zustands- und Leistungsbewertung wurde ermittelt, dass für eine zukunftsfähige Entwicklung der beiden Gemeinden ein zusätzliches Anlagenvolumen von 770 m³, der Bau einer Denitrifakationsstufe, die Erweiterung der Rechenanlage, die komplette Erneuerung der Belüftung und eine neue computergesteuerte Prozessleittechnik erforderlich werden. Darüber hinaus galt es, sich über künftige Klärschlammaufbereitung Gedanken zu machen. Hier fiel die Entscheidung für den Neubau einer foliengedeckten solaren Klärschlammtrocknung und den Einsatz eines Blockheizkraftwerkes. Auf der Basis dieser Vorgaben wurde die WAVE GmvH (Stuttgart) beauftragt, die dafür notwendige Planung zur Modernisierung und Erweiterung der Kläranlage zu erarbeiten und die Maßnahme bei der Durchführung zu begleiten. Im Juni 2003 war Baubeginn und nach nahezu 2jähriger Bauzeit dürfen wir die umfassend sanierte und erweiterte Kläranlage Haslachmühle am 09.06.2005 offiziell einweihen und der Bevölkerung bei einem ,,Tag der offenen Tür" am 12.06.2005 vorstellen. Die Maßnahme bedeutet eine große Investition in den kommunalen Umweltschutz, bietet ausreichende Reserven für die weitere Entwicklung der beiden Gemeinden und repräsentiert den neuesten Stand der Abwassertechnik. Gleichzeitig wurde eine zukunftsgerichtete und am Vorsorgeprinzip beim Bodenschutz orientierte Konzeption bei der Klärschlammbehandlung umgesetzt. Auf die landwirtschaftliche Verwertung des Klärschlamms mit all ihren Risiken wird zukünftig verzichtet. Alle Maßnahmen wurden während dem laufenden Betrieb realisiert. Die dadurch entstandene erhebliche Belastung wurde vom Klärwerkspersonal in hervorragender Weise gemeistert. Der Umfang der Investition betrug ca. 3 Mio. Euro und beinhaltet einen Landeszuschuss von ca. 34%.

In diesem Zusammenhang sei auch ein herzlicher Dank an alle Beteiligten ausgesprochen. Hierzu gehören insbesondere die WAVE GmbH, das Land Baden-Württemberg als Zuschussgeber, vertreten durch das Regierungspräsidium Tübingen und das Landratsamt Ravensburg, die beide das Projekt auch fachlich wirkungsvoll begleitet haben, die beteiligten Firmen und die Mitglieder unserer Verbandsversammlung. Alle haben zielstrebig und kompetent zum Gelingen des Projekts beigetragen.


Beschreibung der Anlage

Das kommende Abwasser wird in mehreren Schritten zuerst einer mechanischen Reinigung, in der ca. 10 - 40% der Schmutzstoffe entnommen werden, unterzogen.
Im belüfteten Geröllfang setzen sich Steine und gröbere Kiesel ab, die Entnahme erfolgt mit einem Greifbagger.

In der Rechenanlage mit zwei Feinrechen werden dann grobe, sperrige und faserige Inhaltstoffe aus dem Abwasser entnommen. Die Räumung der Rechen erfolgt automatisch mit steigendem Anstau des Abwassers vor der Rechenanlage, das entnommene Rechengut wird gewaschen und vor Ort entwässert.

Im belüfteten Sand- und Fettfang sinken durch die geringe Fließgeschwindigkeit Sande und Kiese ab, leichtere Stoffe und Fette schwimmen und können dann zur Schlammbehandlung angezogen werden. Das am Boden abgesetzte Sand-Wasser-Gemisch wird über einen Druckluftheber in einen Sandklassierer gefördert. Dort erfolgt die Trennung von Sand und Wasser. Der abgeschiedene Sand kann beispielsweise als Füllmaterial im Tiefbau verwendet werden.
In der Vorklärung setzen durch die große Oberfläche und die geringe Fließgeschwindigkeit schwere, ungelöste Stoffe auf der Beckensohle ab, leichte sammeln sich als Schwimmschlamm an der Oberfläche. Der abgesetzte Schlamm wie die Schwimmstoffe werden entgegen der Fließrichtung des Abwassers durch einen Räumer in einen Schlammtrichter bzw. die Sammelrinne geschoben und mehrmals täglich in den Voreindicker gepumpt.
In den Belebungsbecken vollzieht sich die biologische Reinigung des Abwassers. Mikroorganismen wie Bakterien und Pilze bauen unter Sauerstoffzufuhr Kohlenstoffverbindungen zu über 98% ab und setzen Ammoniumstickstoff zu Nitrat (Nitrifikation) um. Die notwendige Sauerstoffzufuhr wird durch die Verdichtung von Luft mittels Gebläsen und die feinblasige Verteilung über am Boden montierte Plattenbelüfter sichergestellt. Andere Kleinstlebewesen sorgen für den Abbau von Nitrat zu gasförmigem Stickstoff, der dann in die Luft entweicht (Denitrifikation). Durch den zeitlichen Wechsel von belüfteten und unbelüfteten Phasen (intermittierend) in drei parallelen Becken gelingt es einfach, einen sehr weitgehenden Abbau der Stickstoffverbindungen (> 70%) zu erreichen.
Zur Rest-Elimination von Phosphorverbindungen aus dem Abwasser wird i den Zulauf zur Vorklärung als auch in den Ablauf der biologischen Stufe ein Fällungsmittel (Eisen oder Aluminiumverbindungen) dosiert. Die gelösten Phosphatverbindungen werden durch das Metall gebunden und zusammen mit dem anderen Schlamm entnommen.
Aus dem letzten, ständig belüfteten Becken fließ das Wasser in das Nachklärbecken.
Hier erfolgt die Trennung von belebtem Schlamm und dem gereinigten Abwasser. Die Schlammflocken setzen sich ab, das Wasser fließt über eine Schwelle zum Hochwasserpumpwerk und dann in die Rotach ab. Der ständig laufende Räumer schiebt mit einem auf der Beckensohle laufenden Schild den abgesetzten Schlamm in die Beckenmitte, von dort wird dieser in den Zulauf zur biologischen Stufe zurückgepumpt. Die Mikroorganismen stehen dann für die biologische Abwasserreinigung wieder zur Verfügung. Anfallender Schwimmschlamm auf der Oberfläche kann in die Schlammbehandlung abgezogen werden.
Durch Zellteilung und die Vermehrung der Mikroorganismen nimmt deren Menge ständig zu, ein kleiner Teil (ca. 10 %) wird deshalb täglich entnommen und in die Schlammbehandlung gepumpt. Dort wird der angezogene Schlamm mit einem Wassergehalt von ca. 99 % maschinell vorentwässert. Zusammen mit dem Schlamm aus der Vorklärung und dem Fett aus dem Sand- und Fettfang wird dann die Faulturm beschickt. In dem eiförmigen Bauwerk zersetzen Mikroorganismen unter Luftabschluss bei Temperaturen von 33 - 40°C ca. die Hälfte der organischen Substanz zu Wasser, Kohlendioxyd und Methan. Nach über 20 Tagen ist der Schlamm geruchsfrei und weitgehend unbelastet von Keimen und Krankheitserregern. Das anfallende Faulgas wird in einem Gasbehälter zwischen gespeichert und zum Betrieb eines Blockheizkraftwerks (BHKW) verwendet. Dies verwandelt das Klärgas zu etwa 30% in elektrischen Strom und ca. 60% zu nutzbarer Wärme. Damit kann der Strombedarf aus dem Netz zum Betrieb der Anlage deutlich vermindert werden.
Über die Nacheindickung erfolgt dann die Entwässerung des Schlammes mittels einer Zentrifuge. Als Hilfsmittel werden Flockungsmittel (Polymere) eingesetzt. Der auf einen Feststoffanteil von ca. 22% entwässerte Schlamm wird dann mit einem Teleskoplader der solaren Klärschlammtrocknung zugeführt. Das in der Zentrifuge abgetrennte Wasser gelangt über einen Speicherbehälter zurück in die biologische Stufe.
In der foliengedeckten, solaren Klärschlammtrocknung verdunstet ein Großteil des im Klärschlamm noch gebundenen Wassers, übrig bleibt ein feinkörniges, festes Material mit einem Feststoffgehalt von über 75%. Die notwendige Umwälzung des Klärschlammes erfolgt mit den sogenannten elektrischen Schweinen, die sich zufallsgesteuert und ,,wühlend" auf dem Hallenboden durch den Schlamm bewegen.
Im Betriebsgebäude sind die Sozialräume, ein Teil der Schaltanlage sowie die Leitwarte mit einem modernen Prozessleitsystem untergebracht. Von hier kann die gesamte Anlage einschließlich der Regenbecken im Kanalnetz gesteuert und überwacht werden. Dazu gehören auch die Datenverwaltung der Messsysteme sowie der Kontrollmessungen aus dem eigenen Abwasserlabor.